Das Projekt „elektronische Patientenakte“
"Na, da simma debei, dat wird pri-ima!"
Oder doch nicht?
Nachdem die Politik, damit meine ich seit 2003 insgesamt 5 Gesundheitsminister verschiedener Regierungen, nun endlich in personam des noch aktuellen GM zu einer scheinbar praktikablen Lösung durchgedrungen ist, wollen wir doch nicht schon wieder einen Rückzieher machen, oder doch?
Nur soviel:
Seit der Einführung der elektronischen Systeme hat sich unser Arbeitsalltag extrem verkompliziert.
Immer mehr verdrängen Probleme mit den vollkommen überteuerten Geräten, der Programmflut und deren tägliche Korrekturen sowie die ständigen Störungen der Daten-leitungen unsere Zeit für Sie, unsere Patientinnen und Patienten.
Nicht der Mensch steht mittlerweile im Vordergrund, sondern die Datensammlung, deren Auswertung und Pflege.
Unser Alltag:
Informationsweitergabe, telefonische Rücksprachen mit Kollegen bei schwierigen Befunden, Email-Kontakte mit Kliniken oder Zentren, die Planung von Untersuchungen bei Fachärzten - nichts geht mehr.
Das Fax ist der einzig funktionierende Verbindungsweg, um zeitnah zu kommunizieren. Wir brauchen hier endlich eine praktische, billige und sichere Lösung.
Nun soll Ihre elektronische Patientenakte auf Ihrer Versichertenkarte, STOP, auf einem Computer irgendwo in der Welt, den Durchbruch bringen. Wer´s glaubt!
Und damit das alles möglichst schnell geht, haben wir nur 4 Wochen Zeit, unsere Patienten und uns darauf vorzubereiten. Super, danke nochmal an die Verantwortlichen! Sinnvoll geplante Kommunikation funktioniert anders.
Mich plagen drei Tatsachen:
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die Technik ist nicht ausgereift, gemäß den Beweisen entsprechender Fachinformatiker nicht sicher und wird Ihre Daten jedem zugänglich machen, der danach sucht.
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Die Probleme, die die Einrichtung und der laufende Betrieb der dafür notwendigen Geräte mit sich bringen, werden noch mehr Zeit und Nerven kosten; Energie und Geduld, die eigentlich Ihnen gehören, liebe Patientinnen und Patienten.
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viel Spaß beim Installieren der Programme auf Ihrem Handy, soweit Sie ein solches besitzen und damit umgehen können. Und die Benutzung ist natürlich ganz einfach und verständlich gehalten.
Ich bitte Sie, sich Gedanken zu machen, ob Sie in Zukunft täglich nackt und angreifbar über die Straße laufen wollen oder sich diesem Kollektivwahn nach mehr Datenverkehr entziehen.
Ich persönlich ziehe den persönlichen Kontakt und die Pflege von Menschen einer irre gewordenen Datenpflege vor.
Sie dürfen sich entscheiden. Noch.
Ihr Hausarzt